Hallo!

 

Mein Name ist Stephan Hähnel. Geboren wurde ich am 24.12.1961 in Berlin, am Heiligen Abend, also an oder zu Weihnachten. Wie auch immer.

Glaub mir, von allen möglichen Tagen, an denen man Geburtstag feiern könnte, ist er der Unmöglichste. Regelmäßig bekam ich morgens als Geburtstagsgeschenk ein Buch – Band 1, und abends brachte der Weihnachtsmann, genau, Band 2. Schlimmer noch, es gab keine Geburtstagsfeier. An so einem Tag kommt ja keiner. Am Heiligen Abend hat nie jemand Zeit. Aber die Bücher waren toll. Ich habe immer gern gelesen. Warum? Weil man in seinem Kopfkino alles sein kann. Pirat, Indianer, Monster, Agent, Ritter, Detektiv …, was immer man will.

Als ich zehn Jahre alt wurde, habe ich kein Buch zum Geburtstag bekommen. Ich hatte mich schon darauf gefreut. Also habe ich beschlossen, mir selbst eine Geschichte zu schreiben. Es war eine Tiergeschichte. Sie handelte von einem kleinen Igel, der eines Tages vor meinen Füßen saß. Draußen schneite es und der kleine Kerl fror schrecklich. In diesem Moment beschloss ich, Lebensretter zu werden. Igellebensretter. Ich merkte, Geschichten schreiben macht Spaß. Mit Lanzelot, so nannte ich den Kleinen, der natürlich auch sprechen und mit seiner Schnuffelnase Schätze finden konnte, erlebte ich von Stund‘ an viele Abenteuer.

Ein paar Jahre später habe ich angefangen, Gedichte zu schreiben. Es ist gar nicht so einfach, den richtigen Reim zu finden und dann noch etwas Sinnvolles zu sagen. Ich verrate dir ein Geheimnis. Aber bitte nicht weitersagen. Mein erstes Gedicht hieß:

 

Schönen Gruß vom Apfelmus

 

Wer Milch nicht mag,

mampft Kräuterquark.

Salami auf der Hundenase,

zerstörte Mutters Blumenvase.

In der Sonne liegt ein Schinken,

Fliegen wissen, das wird stinken.

Fällt der Topf auf den Zeh,

tut das weh. 

 

 

Sicher ist das kein Meisterwerk, aber es hat Spaß gemacht. Probiere es einfach mal aus. Damals war ich elf Jahre alt und es wurde in der Zeitung gedruckt. Ich war richtig stolz. Von da an habe ich regelmäßig geschrieben und wollte, natürlich auch, dass meine Texte besser werden. Wie man das macht?

Schreiben ist wie Sport. Wenn du zu den Besten zählen willst, musst du hart trainieren. Für einen Schriftsteller heißt das: schreiben, verbessern, schreiben, verbessern und nochmal schreiben. Das ist manchmal richtig anstrengend. Irgendwann ist dein Geschichtenausdenkmuskel aber richtig kräftig.

Später habe ich einen Beruf erlernt. Ich wurde Schlosser. Maschinen zu reparieren fand ich interessant. Da ich schon immer sehr neugierig war, wollte ich aber mehr wissen. Also habe ich studiert. Wirtschaft und Technik. Danach war ich in ganz vielen Berufen und Firmen tätig. In meiner Freizeit habe ich weiterhin geschrieben.

Dass ich immer neugierig war und somit viel erlebt habe, ist für mich heute mein größter Schatz. Wenn man viel erlebt, kann man viel erzählen. Vor ein paar Jahren habe ich mich entschlossen, nur noch zu schreiben. Heute ist das mein Beruf. Schriftsteller! Ich habe für eine Fernsehserie gearbeitet und für verschiedene Comedy-Sendungen. Ich habe Bücher geschrieben. Die meisten sind Krimis. Inzwischen sind es vierzehn Bücher geworden.

Manchmal denke ich noch an den kleinen Igel. Du weißt schon, Lanzelot! Mit einer kleinen Geschichte hat damals alles angefangen. 

 

Stephan Hähnel